Wegwerfen? Denkste!

Die Entstehungsgeschichte von Repair Café

Das Konzept „Repair Café“ stammt von der Amsterdamer Journalistin/Publizistin Martine Postma und dem Groninger Nachhaltigkeitsmanager Peter van Vliet. Sie kamen 2009 auf die Idee, im ganzen Land einladende Treffpunkte einzurichten, in denen Nachbarn ihre eigenen defekten Gegenstände unter fachkundiger Begleitung und in entspannter Atmosphäre reparieren können.

Das erste Repair Café fand am 18. Oktober 2009 in Amsterdam-West statt. Viele Bewohner aus der Nachbarschaft und auch Interessierte von außerhalb kamen an jenem Sonntag ins Foyer des Fijnhout Theaters, wo die Reparaturexperten sie mit Werkzeug und Material erwarteten. Der Nachmittag war ein großer Erfolg.

Der Bedarf an einer solchen Initiative schien ganz klar vorhanden. Für die Initiatoren war dies ein Grund mehr, weiter zu machen und die Aktivitäten auszubauen. Am 2. März 2010 wurde die Stichting Repair Café Niederlande gegründet, die daraufhin noch im gleichen Jahr gut zehn Repair Café-Treffen in Amsterdam organisierte. Seit Januar 2011 unterstützt die Stiftung auch Gruppen vor Ort in den Niederlanden und weltweit, die selbst ein eigenes Repair Café eröffnen möchten.

Die Stichting Repair Café Niederlande hat sich zum Ziel gesetzt

  • Reparieren auf moderne Weise auf lokaler Ebene wieder in die Gesellschaft zu tragen;
  • Reparaturwissen zu erhalten und zu verbreiten;
  • den sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft vor Ort zu fördern, indem Nachbarn mit verschiedenen sozialen Hintergründen und Interessen im Rahmen einer inspirierenden und einladenden Veranstaltung miteinander in Kontakt gebracht werden.

Warum ein Repair Café?

Die westliche Gesellschaft ist auf Konsum ausgerichtet. Wir kaufen immer mehr und werfen entsprechend auch immer mehr weg. Die Nutzungsdauer unserer Luxusgüter wird immer kürzer. Sobald diese irgendwelche Mängel aufweisen – ein Stuhl mit wackelndem Bein, ein CD-Spieler mit defekter Klappe, ein Wollpullover mit Loch am Ellbogen – werfen wir sie weg und kaufen ein neues Produkt. Viele Sachen werden weggeworfen noch bevor sie ein Jahr alt sind.

Viele Menschen haben vergessen, dass man alte Gegenstände durchaus reparieren kann. Und sie wissen auch nicht mehr, wie man das macht. Das Wissen hierüber verschwindet zusehends. Menschen, die sich mit diesen praktischen Dingen sehr wohl noch auskennen (Handwerker, ältere Menschen, Menschen mit einfacher Ausbildung) werden von der Gesellschaft nicht immer gleichermaßen wertgeschätzt und stehen oft gar unfreiwillig am Rande. Ihr Wissen wird kaum oder gar nicht genutzt. Und das, obwohl genau diese Menschen eine Menge zur Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft beitragen können.

Sie dafür zu gewinnen, bei Reparaturtreffen anderen Hilfestellung zu geben, bringt gleich mehrere positive Effekte auf einmal mit sich: Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr voll am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, zählen wieder. Wertvolles Praxiswissen wird weitergegeben. Die Grundstoff- und Energiemenge für die Herstellung neuer Produkte wird reduziert. Und nicht zuletzt hilft Reparieren anstatt Wegwerfen bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes, denn bei der Herstellung neuer – und dem Recycling gebrauchter – Produkte kommt CO2 frei.

Im Repair Café lernen Menschen, ihre Dinge mit anderen Augen zu sehen und sie wieder wertzuschätzen. Reparieren leistet einen Beitrag zur Mentalitätsveränderung, die für die Schaffung einer breiten Akzeptanz für eine nachhaltige Gesellschaft erforderlich ist. Im Mittelpunkt steht bei Repair Café jedoch, dass Reparieren Spaß macht und meistens ganz einfach ist.

Versuchen Sie es einfach mal!

Kontakt:       repaircafe@rfz-rostock.de

„Soll ich jetzt rumsitzen?“

Das nächste Repair Café findet am 12. Oktober 2024

von 10 bis 14 Uhr im Foyer des RFZ Kuphalstraße 77 18069 Rostock statt

Die Wohnung von Jörg-Peter Stepanek ist in Ordnung. Auch der kleine Werkstatt-Keller des Maschinenbaumeisters sieht pikobello aus. „Seit wir auch das Bad renoviert haben, ist nichts mehr zu bauen, nichts mehr zu reparieren“, sagt er lachend. „Soll ich jetzt rumsitzen?“ Und so gehört er seit zwei Jahren zum Team der ehrenamtlichen Reparateure. Ob Kuckucksuhr oder Staubsauger, Nähmaschine oder Spielzeugauto – alles kriegt er auseinander. Und wieder zusammen. Damit kein Schräubchen verlorengeht, liegt ein altes, helles Frottee-Handtuch an seinem Arbeitsplatz. So rollt nichts weg, auch nicht, wenn die Biertisch-Garnitur in der Sporthalle des

Weitere Termine 2024:

  • 13. Januar
  • 10. Februar
  • 09. März
  • 13. April
  • 11. Mai
  • 08. Juni
  • 13. Juli
  • 10. August
  • 14. September
  • 12. Oktober
  • 09. November
  • 12. Dezember

10:00 – 14:00 Uhr

im Foyer des RFZ

Änderungen vorbehalten

 

Jörg-Peter Stepanek ist auch Feinmechaniker:  So manche kaputte Uhr hat er wieder zum Laufen gebracht.

Rostocker Freizeitzentrums mal kurz wackelt. Verschiedene Schraubenziehersets, Spezialschmierstoffe und etliche andere Überraschungen hat Jörg-Peter Stepanek in seinen Werkzeugkoffern. Aber kommt er mit seinen großen Händen auch in der Feinmechanik zurecht? „Klar! Das täuscht. Ich hab auch Fingerspitzengefühl. Meine Frau weiß das.“ Er lacht. „Zu DDR-Zeiten hab ich ihre Kleider genäht. Ich kann auch mit der Nähmaschine umgehen.“ Nur was elektrisch ist, reicht er rüber zu seinem Tischnachbarn, dem Elektromechaniker. „Ich muss optisch dahinter steigen können, wie etwas funktioniert. Aber Strom kann man eben nicht sehen.“

Nach seiner Lehre, der Arbeit und dem Lehrgang arbeitete er als Maschinenbaumeister bei der Deutschen Seereederei. Aber nicht als Meister, sondern als Brigadier. Im Schichtdienst. „Ich hatte meine 50 Leute teilweise gleichzeitig auf neun Baustellen verteilt. Das kannste heute gar nicht mehr erzählen.“ Als er aufgrund familiärer Umstände nicht mehr im Schichtbetrieb arbeiten kann, setzt er sich mit seiner Frau auf die Schulbank und büffelt für einen Gastronomie-Qualifikation. Erst in Kröpelin und dann in Rostock führt er Gaststätten – bis zur Wende die Kundschaft wegbleibt und er sich durchschlagen muss. Irgendwann kauft er sich eine „Süddeutsche“ und blättert in den Stellenanzeigen: Eine Schule in Graffrath bei München sucht einen Hausmeister. „Da hieß es Kofferpacken! War eine schöne Zeit. Sie haben mich nach den 18 Jahren nur ungern wieder gehen lassen.“ Aber seine Rentenzeit will er mit seiner Frau in Rostock genießen – hier leben die Kinder und die Eltern waren damals auch noch da.

Dann liest er vom ersten Repair Café in Rostock. „Darauf hatte ich ja nur gewartet“, sagt Jörg-Peter Stepanek. Und wie es scheint, ging es vielen anderen Rostockern ähnlich. So ist Jörg-Peter Stepanek seit zwei Jahren jeden Monat dabei, wenn von 10 Uhr bis 14 Uhr im Foyer des Rostocker Freizeitzentrums das Rostocker Repair Café öffnet.

Kontakt:       repaircafe@rfz-rostock.de